Den Beifall erhält Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann an diesem Abend im Hörsaal 1 der Pädagogischen Hochschule auf eine Publikumsfrage: Sollen Kinder in Klasse 1 und 2 nach Gehör schreiben lernen? Das "Nein" kommt wie aus der Pistole geschossen. Kinder sollen nicht zwei Jahre auf die falsche Spur gebracht werdne, die man in den Klassen 3 und 4 wieder korrigieren muss. "Das gibt es im Rechnen auch nicht, zwei und zwei ist von Anfang an vier."
Die Ministerin kommt auf Einladung der Jungen Union und Schüler Union Schwäbisch Gmünd in die PH. Zu einer Diskussionsrunde mit dem Schulleiter des Hans-Baldung-Gymnasiums, Veit Botsch, und dem Vorsitzenden der Schüler Union, Reinhard Langer. Christian Baron moderiert den Abend. In den Reihen sitzen Studierende, aber auch viele Schüler und zahlreiche Lehrer und Schulleiter. Ihnen sagt Eisenmann immer wieder etwas, was ihr in dieser Legislaturperiode so wichtig ist: "Ruhe und Verlässlichkeit". In den jahren nach 2011 sei doch eine Menge an den Strukturen verändert worden.
Vergleichende Studien. "Jüngst gab es ein positives Ergebnis in der Pisa-Studie, die Schülern hier eine gute Teamfähigkeit bescheinigt", sagt Baron. Oft habe das Land aber in der jüngsten Vergangenheit die hinteren Plätze belegt. "Eine Bildungsstudien-Industrie, die nur Gutachten verkaufen will?"
Nicht ganz, meint Susanne Eisenman. Es sei wichtig zu wissen, wo man steht. Baden-Württemberg, früher an der Spitze, "hat zehn Jahre darauf ausgeruht". Der Absturz war dann schleichend. Es werde wieder Jahre bis an die Spitze brauchen, Hamburg habe das vorgemacht. Beispiel: Der Schulreifetest. Vorgeschlagene Maßnahmen könnten hier freiwillig angenommen werden, in anderen Länder sind sie verpflichtend. "Das führt dazu, dass manche Kinder bei Schulbeginn schon Lesen und Rechnen können, andere wissen nicht, wie man einen Stift hält."
Schulleiter Veit Botsch sieht das anders. "In den zehn Jahren hat sich schon etwas bewegt", sagt er. Man sei auf dem richtigen Weg, "wenn man den Schulen die nötige Ruhe gibt". Vom viel gelobten Bayern ist Reinhard Langer nicht überzeugt. Er hat in diesem Jahr das Abitur abgeleg, studiert jetzt im Nachbar-Bundesland. "Ich sehe beim Bildungsniveau keine großen Unterschiede zu Baden-Württemberg", so Langer.
"Wir sorgen dafür, dass Realschulen bleiben werden."
-Susanne Eisenmann, Kulutsministerin
Bildungs-Förderalismus. Christian Baron provoziert mit der Frage, ob es vielleicht nicht doch sinnvoll wäre, die Unterschiede durch bundeseinheitliche Voragben zu nivellieren. Eisenmann lehnt das kategorisch ab. Andere Länder tun derzeit gerade das Gegenteil, Italien und Frankreich versuchen, Bildung zu dezentralisieren. Ein solcher Umbau wprde 20 Jahre dauernund jede Menge Unruhe bringen. Dieser Wettbewerb habe durchaus Positives: "Man kann voneinander lernen, das ist inspierierend."
G8 oder G9? Zu G9 kommt ein klares Ja von Veit Botsch. Das Hans-Baldung-Gymnasium bietet ausschließlich diesen Zug an, will ihn jetzt auch verlängern. Auch das sei, sagt Eisenmann, Teil der Verlässlichkeit, die 44 G-9-Schulen im Land zu erhalten. Sie spricht von "vielen Eltern im Land, die mit dem G8 zufrieden sind". Im Übrigen, auch daran ändere sich nichts, könnten Schüler immer über die beruflichen Gymnasien G9 erreichen.
Die Gemeinschaftsschule. Der Jungen Union ist sie ein Dron im Auge. Auch die Ministerin lässt durchblicken, dass sie anders entschieden hätte. Aber nun sei und bleibe die Gemeinschaftsschule Teil des Bildungssystems. Eine Änderung werde aber kommen. Realschulen, die in eine Verbundschule eingetreten sind, sollten bis jetzt nach fünf Jahren automatisch zur Gemeinschaftsschule werden. "Wir sorgen dafür, dass die auf Dauer Realschulen bleiben werden."
Schon in der Begrüßung erinnert CDU-Landtagsabgeordneter Dr. Stefan Scheffold daran, dass jeder Lebenslauf mit Bildung zusammenhängt. Dieses Bildungssystem müsse Angebote für alle Begabungsstufen anbieten.
Auf den Beitrag der PH zum Bildungssystem weist die Rektorin, Professor Dr. Astrid Beckmann, hin. Die Hochschule habe jezt 200 zusätzliche Lehramtsstudierende aufgenommen, "ohne Kapazitätserhöhung und ohne zusätzlichen Beitrag durch das Land". Zwei Drittel der 3000 Studierenden bereiteten sich aufs Lehramt vor. Auch die Initiativen im Bereich der Lehrerfortbildung kämen Schulen und Schülern direkt zugute.